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E-Ladenetz in Bürgerhand: Die Kräfte der Energiewende-Bewegung erneut entfesseln!

eCorso vom 29. Juni – 1. Juli 2018 demonstriert Ladenetz

E-Ladenetz in Bürgerhand: Die Kräfte der Energiewende-Bewegung erneut entfesseln!

Weshalb neue Ideen und Geschäftsmodelle für die Bürgerenergie-Bewegung von unglaublicher Bedeutung sind, zeigt ein Blick in die Vergangenheit:

Die Energiewende in Bürgerhand ist ein wesentlicher Ursprung des nachhaltigen Investierens. Regionale Initiativen fanden sich, um gemeinsam Erneuerbare-Energie- Anlagen zu finanzieren und zu betreiben. Zugleich fanden sich Unternehmen, die auf erneuerbare Energien gesetzt und Anteile daran überregional als lohnende Geldanlage angeboten haben. Mit dieser Bürgerenergie wurde das Zeitalter erneuerbarer Energien eröffnet und wesentlich angeschoben.

Und dann kam die Zäsur

Politisch wurde bei größeren Anlagen wie Windrädern von der Einspeise-Vergütung auf das Ausschreibungs-System umgestellt. Kleine Akteure wurden damit faktisch ausgesiebt. Und der Energiemarkt erlebt seitdem eine Rekonzentration hin zu großen, marktbeherrschenden Energieriesen. Diese vermeintliche Ohnmacht der Kleinen traf viele mit Herzblut Engagierte hart, führte zu viel Enttäuschung und Frustration. Um aber genau diese ursprüngliche Energie in Bürgern neu zu entfesseln, braucht es neue Handlungsspielräume. Und genau deshalb ist die Vision der Bürgerwerke von einem E-Ladenetz in Bürgerhand so reizvoll.

Eine Geschäftsmodell-Blaupause für die Bürgerenergie

Anbieter der Blaupause zum Betrieb von E-Ladesäulen sind die Bürgerwerke. Das Sozialunternehmen vermarktet nicht nur den Ökostrom von bereits 84 Bürgerenergie-Genossenschaften, sondern versteht sich als Unterstützer seiner Genossenschaften, die mit immer komplexeren Rahmenbedingungen umgehen müssen. Die Skalierung der Bürgerwerke selbst wurde durch ein Crowdinvesting auf WIWIN finanziert.  

Und so geht's

Die Bürgerenergie-Gesellschaft braucht einen Standortpartner. Immer dort, wo Menschen  eine halbe bis zwei Stunden mit ihrem Elektroauto stehen bleiben, ergibt eine E-Ladesäule Sinn.

Als Standorte eignen sich beispielsweise Ämter, öffentliche Bibliotheken, Schwimmbäder, Fitness-Studios, Restaurants, Baumärkte und vieles mehr. Von dem durch die Ladesäule angezogenen Publikumsverkehr können Standortpartner oftmals profitieren.

Die Vorbereitungen für die Ladesäulen-Installation, die Abrechnungen und Formalitäten erledigen die Bürgerwerke zusammen mit der Inselwerke-Genossenschaft, die in den letzten Jahren bereits ein lokales Ladenetz auf ihrer Heimatinsel Usedom aufgebaut hat. Die Investitionssumme für die Ladesäule mit 22 kW Ladeleistung selbst ist mit 3.000 bis 5.000 € überschaubar. Die finalen Investitionskosten hängen natürlich auch vom Standort ab: Wenn direkt am Haus montiert werden kann, ist es natürlich günstiger, als wenn erst ein Graben ausgehoben werden muss.

Das BürgerLadenetz besteht aktuell aus 50 Ladepunkten. Zahlreiche weitere Ladesäulen befinden sich in Planung, sodass das Netz in Zukunft deutlich dichter werden wird.

Der Funke ist bereits entfacht

Die Bürger Energie Rhein Main eG betreibt bereits 9 Säulen, die sie gemeinsam mit der Stadt und dem CarSharing-Unternehmen mobileeee gebaut hat. Über die praktischen Erfahrungen habe ich mit Jörn Burger gesprochen:

“Unser Motiv war zunächst, die E-Mobilität zu fördern, soweit es uns denn möglich ist. Außerdem wollen wir in diesem kommenden Markt sehr, sehr frühzeitig dabei sein. Zu Marketingzwecken war es auf jeden Fall sehr sinnvoll. In der Presse wurde vielfach darüber berichtet, was uns wiederum neue Mitglieder gebracht hat.”

Was die Rendite betrifft, dämpft Burger die Erwartungen:

“Eine schwarze Null reicht uns. Ob es wirtschaftlich besonders attraktiv sein wird, wissen wir noch nicht. Die Säulen laufen erst seit Mai. Gute Partner sind aus unserer Sicht dafür schon notwendig.”

Ein flächendeckendes Ladenetz in Bürgerhand

Natürlich ist der Weg weit, um ein flächendeckendes Ladenetz in Bürgerhand zu verwirklichen. Genau solche Herausforderungen aber waren es, die den heutigen globalen Boom erneuerbarer Energien losgetreten haben. An diesen hätte sich damals auch kaum jemand zu glauben getraut. Es wäre doch toll, wenn Bürgerenergie-Gesellschaften den Ölfirmen und Stromkonzernen zuvorkommen und einmal mehr Auslöser eines bitter benötigten Wandels werden.

Überzeugen Sie sich selbst beim eCorso

Um die Idee in die Welt zu tragen, laden die Bürgerwerke zum eCorso ein, der vom 29. Juni bis 1. Juli 2018 gemeinsam mit den Inselwerken von Usedom veranstaltet wird. Die Tour von Berlin nach Usedom bringt E-Mobilitäts-Begeisterte mit und ohne eigene Erfahrung zusammen und vermittelt Eindrücke eines flächendeckenden BürgerLadenetzes. Weitere Infos dazu gibt es hier: www.inselwerke.de/ecorso/.


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Kilian Rüfer

Geschrieben von Kilian Rüfer

Kilian Rüfer setzt sich dafür ein, dass Finanzhebel von destruktiv auf konstruktiv gestellt werden. Der gelernte Mediengestalter und Ingenieur für erneuerbare Energien ist Energieblogger und betreibt die Kommunikationsagentur SUSTAINMENT.