Blog | YouTube | | |

Hitzerekorde sind warnendes Feedback. Was können wir ändern?

Hitzerekorde sind warnendes Feedback. Was können wir ändern?

Seit Wochen plagt uns eine immense Hitzewelle: Die Ernten von Bauern werden dramatisch gering ausfallen, Wälder erleiden Dürreschäden, eine Generation an Jungpflanzen vertrocknet, Waldbrände in ganz Europa vernichten Lebensräume, das Thermometer in Portugal zeigte im Schatten 45,4 Grad Celsius, und sogar aus dem All ist erkennbar, dass die Landoberfläche hellbraun und vertrocknet ist.

All das können wir als Warnung sehen. Wir sind jetzt Zeugen des Klimawandels, in dessen Folge die Welle der "Jetstreams" abnimmt und deshalb wochenlang das gleiche Wetter herrscht. Der Jetstream ist ein Starkwind, welcher sich bislang wellenartig in einer Höhe von 9 bis 16 Kilometern Höhe um die Nordhalbkugel schlängelte.

Forscher warnen vor Heißzeit

Klimaforscher versuchen, das Feedback der Natur zu interpretieren. Die Ergebnisse der aktuellen Studie "Trajectories of the Earth System in the Anthropocene" warnen vor einer sich manifestierenden Heißzeit. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, sagt:

„Die Treibhausgas-Emissionen aus Industrie und Landwirtschaft bringen unser Klima und letztlich das ganze Erdsystem aus dem Gleichgewicht, das zeigen wir auf. Im Zentrum stehen hier vor allem die Kippelemente in der globalen Umwelt, die sich – sobald ein bestimmtes Belastungsniveau einmal überschritten ist – grundlegend, schnell und möglicherweise irreversibel verändern könnten."

Was kippt da um? Gemeint ist beispielsweise, wenn Permafrost auftaut, Böden und Wälder nicht mehr so gut CO2 speichern können, der Amazonas-Regenwald teilweise abstirbt oder Polkappen tauen. Kippt nun ein solches Element um, kann dies wie beim Domino das Umkippen des Nächsten auslösen und so das Klima in einen anderen Zustand – eine Heißzeit – versetzen.

Wir müssen alle Register ziehen

Um eine "Heißzeit" zu verhindern, müsse sogar mehr getan werden, als die bisherige CO2-Vermeidung deutlich engagierter anzugehen. Auch die biologische Speicherfunktion von Böden und Wäldern müsse verbessert werden und der Atmosphäre CO2 entzogen werden.

Laut den Forscher*Innen sei jedoch entscheidend, dass die CO2-Kontrolle durch grundlegende gesellschaftliche Veränderungen gestützt wird. Hoffentlich führt die Studie zu einer Aufbruchstimmung, bei der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft (endlich) an einem Strang ziehen.

Ist die Politik, die Wirtschaft oder unser Lebensstil schuld?

Mit der Verantwortungsfrage sollten wir keine Zeit verschwenden. Die "Ver-Antwort" ist einfach: Wir alle stehen in der Verantwortung und werden dieser immer dann gerecht, wenn wir tun, was wir können und nicht darauf warten, dass Dritte sich bewegen.

Das können wir ändern:

Wir können fossile Ressourcen im Boden lassen, indem...

… wir von der "Kohle-Kommission" einen deutlich schnelleren Kohleausstieg fordern, als er vom Wirtschaftsministerium vorgesehen worden ist.

… wir die eigenen Geldanlagen aus fossilen Energien abziehen.

… wir den Abbau aller Subventionen auf fossile Energien einfordern und durchsetzen.

… wir eigenes Geld in den Ausbau erneuerbarer Energien und in Energieeffizienz investieren und seine Beschleunigung fordern.

Wir können die CO2-Speicherfunktion der Böden verbessern, indem...

… wir endlich die konventionelle Landwirtschaft und den eigenen Nahrungsmittelkonsum in die Pflicht nehmen.

Wir können mehr Menschen für die Sache gewinnen, indem…

… wir in unserem Umfeld über die Dinge reden, die wir tun, weil sie uns am Herzen liegen.

Zum gesellschaftlichen Wandel gehört auch, dass wir nicht nur den Teil der nachhaltigen Entwicklung angehen, bei dem ökologische und ökonomische Ziele vereinbar sind. Wenn wir nicht mehr CO2 in die Luft pusten wollen, als das Klima verträgt, müssen wir auch Dinge anpacken, bei denen es Verlierer gibt, und dann ist es an uns, mit diesen Verlusten intelligent umgehen.

Kilian Rüfer

Geschrieben von Kilian Rüfer

Kilian Rüfer setzt sich dafür ein, dass Finanzhebel von destruktiv auf konstruktiv gestellt werden. Der gelernte Mediengestalter und Ingenieur für erneuerbare Energien ist Energieblogger und betreibt die Kommunikationsagentur SUSTAINMENT.